Wer noch lebt, sage nicht: niemals!

Der Historiker René Schlott im Gespräch

„Wer noch lebt, sage nicht: niemals! Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein?“ Über diesen Gedanken von Bertolt Brecht wollen sich der Berliner Historiker Dr. René Schlott und die Schauspielerin und Schriftstellerin Philine Conrad unterhalten. Welche gesellschaftspolitischen Strukturen sind zu erkennen, mit Blick auf Justiz und Rechtssystem – nach den letzten zwei Jahren umso deutlicher? Was können wir aus den bekannten Experimenten Milgram, Stanford-Prision und Asch zu Gruppenkonformität lernen? Sind diese Phänomene des sozialen Gefüges aktuell und der Wunsch nach gesellschaftlicher Zugehörigkeit eines Tages überwindbar?

Ebenso werfen die beiden anhand von Schlotts Dissertation Papsttod als Medienereignis aus dem Jahr 2013 einen Blick auf die Entwicklung der Medien. Gibt es eine neue Form der Berichterstattung? Wie kann man lernen, sie zu deuten? Und wie sollte es ursprünglich sein? Beiden Gesprächspartnern sind das freie Wort, die freien Gedanken und das Fragenstellen ein wichtiges Anliegen und sie fühlen sich nach Brecht berufen: Die Neugier ist nicht aufzuhalten.

Zum Gespräch spielt das Trio Simon Drees/ Matthias Bauer/ Tobias Morgenstern eine freie Musik, die nicht stilistisch gebunden ist. Die drei Musiker schöpfen aus Ihren jeweils ganz eigenen Ausdrucksweisen und begeben sich gemeinsam in einen musikalischen Dialog.

Da diese aus verschiedenen Genres kommen, entsteht ein besonderer Mix. Es ist eine Art Melange, die aus im Moment frei Erfundenem und gleichzeitig auch aus bekannten Pattern, Sounds und Rhythmen eine sich oft verändernde Struktur erzeugt. Die Formen entstehen unmittelbar und ohne vorherige Absprache. Alles ist ein sich ständig austauschender Prozess von unterschiedlichsten musikalischen Einflüssen, dessen Entwicklung und dessen Ende offen bleibt.

Was die drei Musiker verbindet, ist die Art des Hörens auf Strukturen, Klänge, Rhythmen, Formen und vor allem der Umgang mit Intensität in jeder Sekunde – so wirkt die Musik des Trios oft wie aus einem Guss. Stille und dichteste Klangmasse werden eins. Mehrere Tempi verschmelzen zu einem Fluss. Konkrete melodische Phrasen lösen sich auf und münden in einen freitonalen Klangkosmos.