Mensch trifft Maschine. Die Jazzer Stefan Albrecht, Micha Winkler und Bertram Quosdorf bespielen neben ihren herkömmlichen Instrumenten, einem Aerophon und einer singenden Säge drei kinetische Objekte – Phantasiemaschinen, angetrieben durch steuerbare Elektromotoren, die auf Saiten, Metallophonröhren oder als Schlagzeugmaschine vielfältige Rhythmen, Melodien und Harmonien erzeugen. Speziell für diese Konstellation haben sie eine Musik komponiert mit Elementen aus Jazz, Tango und Blues.
Das Projekt geht zurück auf die erste große Jazzmaschine, die der Tüftler und Musiker Stefan Albrecht 2017 gebaut hatte und die auch schon von Micha Winkler musikalisch gefüttert wude. Nach kreativen Workshops mit deutschen und polnischen Jugendlichen und wunderbaren Aufführungen entstand die Idee, weitere, etwas kompaktere, aber dafür noch intelligentere und musikalisch flexiblere Maschinen zu bauen.
Anderthalb Jahre lang konstruierte nun Stefan Albrecht vier weitere Maschinen, jede einzigartig in ihrer musikalischen Funktion. So gibt es einen Drumboy, der für Rhythmus sorgt, die Perkussionsdame Sandra mit Shaker und Stahl-Dreadlocks, eine sich selbst bespielende Harfenistin und die Königin dieser kinetischen Familie: Meta, eine Art analog programmierbare Riesenmusikwalze.
Während der Konstruktionsphase trafen sich die beiden befreundeten Künstler regelmäßig und experimentierten mit den Eigenschaften und Fähigkeiten der Maschinen. Dabei entstanden die ersten musikalischen Module, die später zu feinsinnigen Arrangements reiften.
Als musikalische und kreative Verstärkung kam schließlich der Dresdner Musiker und Komponist Bertram Quosdorf dazu, im Nebenberuf ebenfalls technischer Tüftler. Er kreierte ein sich selbst bespielendes Aerophon, das Töne aus gewöhnlichen PVC-Abflussrohren zaubert. Durch das Zusammenwirken der drei Musiker und fünf Maschinen entsteht nun ein echtes Orchester – das Kinetic Art Orchestra.
Unvorhersehbare Spannungsmomente ergeben sich zwangsläufig, weil die Musiker zwar die Maschinen einstellen und für die jeweiligen Stücke entsprechend präparieren, die Maschinen aber trotzdem durch nicht beeinflussbare Umstände ein gewisses musikalisches Eigenleben entwickeln, auf welches die Musiker wiederum reagieren, sozusagen kalkuliert unkalkuliert.
Es entspinnen sich regelrechte Beziehungen zwischen den einzelnen Menschen und den Maschinen. Und dabei kann es natürlich, wie im richtigen Leben, auch zu kleinen Eifersüchteleien kommen, weil eben doch die Tuba besser zur Harfenistin passt als zum Drumboy, der aber eigentlich lieber mit dem Saxofon … Solcherlei Beziehungskisten führen dann zu virtuos-instrumentalen Duellen der Musiker, deren Ausufern jedoch durch Einschreiten der drei Maschinen-Damen mit Deeskalaltionsklängen wieder beruhigt werden.
Wenn sich dann noch rezitierte Jandl-Texte und Brecht-Songs in die Perfomance mischen, hebt sich das Ganze in eine noch extravagantere und künstlerische Ebene – bei der niemand weiß, wo die Reise wirklich hingeht.
Die Maschinenteile sind übrigens im Wesentlichen vor der Verrottung oder Verschrottung gerettete Elemente, die nun einem neuen Zweck zugeführt wurden. Somit hat das Projekt auch das Siegel besonders nachhaltig verdient.
Freuen Sie sich auf ein musikalisches Experiment der Sonderkategorie!