Die Vermessung des Denkens

Oder ist es vermessen zu Denken? Der Bildungsphilosoph Matthias Burchardt im Gespräch mit Philine Conrad

„Denken und Sein stehen sich notwendigerweise gegenüber. Das bedingt die Philosophie.“, sagt der Bildungsphilosoph Matthias Burchardt 2021 in einem seiner Vorträge: „Das Denken bezieht sich auf die Welt (Ich denke, also bin ich – René Descartes), die Welt eröffnet das Denken (Ich bin, also denke ich – Manfred Riedel).“

Jede Begegnung von Denken und Welt hat aber notwendigerweise immer einen Moment des sich Verfehlens, d.h., es ist eine scheiternde Begegnung. Was bedeutet das für eine Gesellschaft, wenn dieses Verfehlen, d.h. das freie Denken und das Irren beim Formulieren der Gedanken nicht mehr gestattet ist? Wenn das Denken in eine bestimmte Richtung tabuisiert und abgelehnt wird? Oder andersherum: Wenn man sich mit dem Denken so weit identifiziert, dass es zur Realität wird – und der Raum des Seins verzerrt oder nicht mehr gegeben ist?

Mit philosophischem Ansatz und gesellschaftspolitischem Bezug wollen sich der Bildungsphilosoph Matthias Burchardt und die Schauspielerin und Schriftstellerin Philine Conrad diesem Thema widmen und anhand des Zitats von Burchardt versuchen, einen Bezug zur aktuellen „Realität“ herzustellen: „Wenn man bestimmte Situationen im politischen Raum kritisiert, kann man sich nicht auf eine Realität berufen, die irgendwie objektiv zu bezeugen wäre. Der Eindruck wird erweckt, es würde sich bei (gewissen) Darstellungen um unbestechliche Wissenschaft handeln. Und das möchte ich erschüttern.“

Diesem Versuch der Erschütterung versucht sich Philine Conrad im Gespräch mit Matthias Burchardt zu stellen. Ob das gelingen wird, wird sich zeigen.