Schritt für Schritt zur Premiere

Ein Jahr ist es her, seit der neue TheaterJugendClub zu ersten Workshops ins Theater am Rand lud. In diesem Herbst zeigten die Kinder und Jugendlichen nun, was für einen großen Schritt sie in den letzten zwölf Monaten gemacht haben. Im letzten Winter beim gemeinsamen Geschichtenlesen und Filmegucken fiel die Entscheidung auf Tranquilla Trampeltreu. Die Geschichte von Michael Ende sollte das erste Stück werden! Die Schildkröte Tranquilla hat sich etwas vorgenommen und alle anderen Tiere versuchen ihr das auszureden: Sie will auch auf die Hochzeit des großen Sultans Leo. Wie auch Tranquilla begab sich der Jugendclub mit diesem Stück auf eine große Reise.

Bei vielen Treffen arbeiteten die Jugendlichen die Geschichte aus, schrieben eigene Texte, verteilten die Rollen und sammelten Ideen. Nach und nach setzten sich die einzelnen Puzzelstücke zusammen. Ideen für das Bühnenbild von Sabine Mader, musikalische Anregungen mit Michael Metzler und tolle Einfälle für Requisiten von Beatrice Jugert brachten Tranquilla Schritt für Schritt voran. Ein besonderer Moment war für mich, als wir das ganze Stück, fast ohne Unterbrechung, in einer Textprobe durchgingen. Plötzlich ergab sich aus den einzelnen Szenen eine zusammenhängende Geschichte.

Die Tage der Probenwoche vor der Premiere waren lang und intensiv. Unterstützung erhielten wir von Eltern, die für die Verpflegung sorgten und uns jeden Tag ein tolles Mittagessen kochten. Während draußen der Nebel alles verschluckte, strahlten drinnen der Theaterraum und die Gesichter umso mehr, als zu den Proben endlich Kostüme, Requisiten, Bühnenbild und Licht kamen. So spielte es sich gleich leichter. Auch die Freude, das Stück mal ohne Unterbrechungen durch Regieanweisungen zu spielen, gab den Jugendlichen Ansporn und Zuversicht. Sie waren nun nicht mehr einfach eine Gruppe Theaterspielender, sondern ein Ensemble.

Schließlich war der Tag der Premiere gekommen. Das Theater war voll besetzt und die Aufregung groß. Nicht nur bei uns hinter und auf der Bühne, auch bei den Eltern und Geschwistern. Wie wird die Vorstellung? Was erwartet uns? Und: Wird alles klappen? Bevor wir uns über diese Fragen den Kopf zerbrachen, ging das Licht im Zuschauerraum aus und die Vorstellung begann. Am Ende gab es Applaus, Applaus und noch mehr Applaus. Alle waren begeistert von dieser tollen Aufführung. Wie auch die Tiere im Stück feierten wir danach die gelungene Premiere.

Nach zwei Aufführungen im regulären Theaterspielplan spielten die Jugendlichen das Stück noch einmal für Grundschüler aus Altreetz und Bad Freienwalde. Die 100 Kinder waren ein tolles, aufmerksames Publikum und verfolgten die Geschichte bis zum Schluss gebannt. Nach dieser letzten Vorstellung konnte die Spielleiterin Astrid Rashed nur eines sagen: „Ich bin begeistert von euch!“ So lang Tranquillas Weg auch war, umso schneller und schöner vergingen die letzten Tage vor der Premiere und schließlich die Vorstellungen selber. Am Ende bleibt für die Kinder nur eine Frage: „Was spielen wir als nächstes?“

Johanna Vogelsang
FSJlerin am Theater