Rudimentär | Die Marmeladenesser

Zwei Einakter aus dem frühen 20. Jahrhundert von frappierender Aktualität und sprachlicher Brillanz

Susanne Jansen in „Die Marmeladenesser“

In dieser Neuproduktion des Theaters am Rand bringt der junge Regisseur Benjamin Zock zwei gewaltige Texte 100 Jahre nach ihrem Erscheinen auf die Bühne. Es geht um Armut und Verzweiflung, um Wohlstand und Überdruss. Die Aktualität ist frappierend.

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Rudimentär
von August Stramm
In Erinnerung an Peter Brasch

Ein Ehepaar haust in einer Berliner Dachkammer. Die Einsicht in das allgemeingültige Gesetz Geld ist gleich Leben verlangt danach, einen Schlussstrich zu ziehen. Die einfachste Lösung? Jashahn uffjedreht! Allerdings entpuppt sich der Weg in den Freitod als Hürdenlauf: Zunächst will eine halbvolle Flasche Schnaps geleert werden, dann versperren einige Zigaretten, ein Hund und frische Wäsche, die noch nicht aufgezogen ist, den Weg ins Himmelreich. Spätestens mit dem Eintreten des solventen Hausfreundes in die Dachkammer ist klar: Heute wird nicht gestorben, heute wird gelebt! Und schließlich ist auch noch die profane Frage zu klären: „Wo ist denn der Jas?“

Der bitterböse Einakter gilt als Beispiel par excellence für die Transformationsphase vom Naturalismus hin zum Expressionismus.

Die Marmeladenesser
nach der Erzählung von Hans Henny Jahnn
Uraufführung

Inge Tidemand ist alleinerziehende Mutter und kocht für ihren pubertierenden Sohn Harald Marmelade. Entgegen dem Zeitgeist und geprägt von wissenschaftlichen Studien träumt Harald von einer allumfassenden Völkerfreundschaft, genannt Kommunismus. Zu einer spontan veranstalteten Verköstigung ihrer hausgemachten Leckereien lädt Strohwitwe Tidemand den Milchburschen und den Bäckergesellen ein. Die anfänglich scheu geführte Konversation der drei jungen Männer entwickelt sich zu einer politischen Debatte um die Zukunft Europas, die in einem Exzess endet: „Welche Vernunftbegabten wollen denn noch glauben, mit Gewalt kann Europa die Erde regieren?“

Dem Stück liegt eine Hans Henny Jahnns Roman Perrudja entnommene Erzählung zugrunde, mit freundlicher Genehmigung vom Verlag Hoffmann und Campe.

Für alle Vorstellungen im September und Oktober gilt der KulturPass der Bundesregierung für alle, die in diesem Jahr 18 Jahre alt werden.
> So funktioniert’s

Die Produktion geht auf Gastspiel:
16. September: Autokino Zempow (OPR)
11. Oktober: Sangerhausen
12. Oktober: Hettstedt
13. Oktober: Kulturkirche Stolberg (Harz)

Die Recherchen wurden von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa Berlin gefördert.
Weitere Förderer: Land Sachsen-Anhalt, Landkreis OPR und Stiftung für den Landkreis OPR