Anton Günther (1876–1937), auch bekannt als Tholer-Hans-Toni, erzgebirgischer Volksdichter und -sänger. Wu de Wälder hamlich rausch’n. Feierohmd-Lied, Bild dir nischt ei ... Ein Folkloresänger von anno muff – was ist daran spannend?
Sein Leben: Der Landwirt, Sänger, Musiker, Litograf und Geschäftsmann aus Gottesgab (heute Boží Dar) im böhmischen Erzgebirge war umtriebig und einfallsreich, aus allem, was ihm zur Verfügung stand, hat er versucht, etwas zu machen.
Seine Kunst: Er war der Prototyp des Singer-Songwriters, der Bob Dylan des Erzgebirges.
Sein Geschäftssinn: Die von ihm erfundene Liedpostkarte begründete das Musik-Merchandising.
Sein Gemeinsinn: Mit seiner Stiftung konnte er vielen verarmten Landsleuten helfen.
Sein Heimatbegriff: O Arzgebirg, wie bist du schie, aber auch Deitsch on frei wolln mer sei, heißt es in seinen Liedern – aus der Perspektive der benachteiligten deutschen Minderheit im habsburgischen Böhmen und in der frühen Tschechoslowakei.
In unserer neuen Adventsrevue nähern sich drei Exil-erzgebirgische Musiker und die Berliner Sängerin und Schauspielerin Claudia Graue („Muttis Kinder“) dem vielgestaltigen und viel diskutierten Mann. Sie spielen Günthers herzanrührende Melodien mit einem aktuellen Sound, interpretieren Songs seiner Erben, singen und sprechen mit dem Publikum und fragen, unter anderem mit Max Frischs Fragebogen, was Heimat heute für uns ist und sein kann – und was vielleicht auch nicht.