Ich dachte, es würde und müsse einmal plötzlich Einer erscheinen, der den höchsten Ausdruck der Zeit in idealer Weise auszusprechen berufen wäre. Und er ist gekommen, ein junges Blut, an dessen Wiege Grazien und Helden Wache hielten. Er heißt Johannes Brahms.
Robert Schumann
Als der 20-jährige Brahms sich im Hause Schumann mit seiner C-Dur Klaviersonate Nr. 1 vorstellte, waren Clara und Robert Schumann von diesem jungen Kompositionstalent begeistert. Robert schrieb eine enthusiastische Rezension in der Neuen Zeitschrift für Musik, die Johannes Brahms alle Türen öffnete. Im engen Umgang mit der Schumann-Familie verliebte sich der junge Brahms in die 14 Jahre ältere Clara und lebte mit der Komponistin freundschaftlich zusammen, nachdem Robert 1854 in die Endenicher Heilanstalt eingewiesen worden war. Die vier Balladen op. 10 entstanden in dieser Zeit inniger seelischer Verflechtung. Dann aber trennten sich ihre Wege, beide gingen ihr Leben lang keine weitere ernsthafte Bindung ein. Doch noch sein letztes Klavierwerk op. 119 schickte Brahms zuerst an Clara Schumann, um ihre geschätzte Meinung zu hören, denn ihr enges Band war über die Jahrzehnte nicht verloren gegangen.
Der Klavierabend zu Johannes Brahms lässt diesen Spannungsbogen von der jugendlichen Schaffenskraft bis zum melancholieverhangenen Spätwerk erklingen und skizziert mit einer kurzweiligen Moderation seine Lebensstationen.
Es erklingen:
Klaviersonate C-Dur Nr. 1, op. 1 (1853)
4 Balladen op. 10 (1856)
4 Klavierstücke op. 119 (1893)
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