Mit der Gedichtzeile „Bleib erschütterbar und widersteh“ aus der zweiten Hälfte der siebziger Jahre lässt sich exemplarisch das dichterische Werk Peter Rühmkorfs beschreiben. Wie kein anderer hat der 1929 geborene und 2008 verstorbene Dichter in seinen Werken das Gesellschaftliche und das Private zusammengeführt, keiner konnte so gut wie er an der Wirklichkeit leiden und verzweifeln und begehrte doch immer wieder kämpferisch auf, reflektierte sich mal selbstironisch, mal aufsässig-unersättlich dem Leben (und dem Fleische) zugewandt und immer wieder in Zeilen höchster lyrischer Kraft und Schönheit. Die Verwandtschaft zu Heinrich Heine ist unverkennbar!
Rühmkorf war einer der ersten, die hierzulande die Lyrik dem Jazz verbanden, und so lag es nahe, sich in einem Programm, das sich seinen Gedichten widmet, dieser Verbindung aus heutiger Sicht zu nähern. Kropinski und Brückner nehmen sich vor allem die neueren, noch unbekannten Gedichte aus den letzten beiden Gedichtbänden „Wenn aber dann“ und „Paradiesvogelschiss“ vor, die Peter Rühmkorf zum Teil nicht mehr selbst „vertonen“ konnte, aber auch die „Klassiker“ wie „Phönix voran“ oder „Früher als wir die großen Ströme noch“ kommen nicht zu kurz, getreu des Meisters Sentenz: „Dies ständige Drängen auf Novitäten – Die Leute sollen erstmal die alten Gedichte auswendig lernen, dann können wir weitersehen.“