Vom Untertan zum Souverän

Mit René Schlott, Raymond Unger, Jörg Seidel, André Krengel, Thomas Prokein, Alexa Rodrian, Jens Fischer Rodrian und Lüül

15 Uhr

René Schlott liest Václav Havel:
„Versuch in der Wahrheit zu leben“

Niemandem wird geholfen, wenn die Regierung so lange wartet, bis die Menschen demonstrieren und streiken. All dem könnte man sehr einfach durch sachlichen Dialog und durch den guten Willen, auch kritische Stimmen anzuhören, vorbeugen. Solchen Warnungen wurde kein Gehör geschenkt. So erntet die heutige Staatsmacht die Saat ihrer eigenen starren Haltung. Ich hoffe immer noch, dass die Staatsmacht endlich aufhört, sich wie das häßliche Mädchen zu verhalten, das den Spiegel zerschlägt, in der Meinung, er sei schuld an seinem Aussehen.
Václav Havel,
21. Februar 1989

René Schlott, geboren 1977, ist Historiker und Publizist in Berlin. Nach einer kaufmännischen Berufsausbildung studierte er Geschichte, Politik und Publizistik in Berlin und Genf. 2011 promovierte er an der Universität Gießen mit einer kommunikationshistorischen Arbeit. Mitte März 2020 warnte Schlott in einem Beitrag in der Süddeutschen Zeitung vor den gesellschaftlichen und sozialen Folgen der Coronamaßnahmen > zum Artikel (mit Bezahlschranke). Ein Jahr später initiierte er das Manifest der offenen Gesellschaft und rief zusammen mit mehr als 30 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu einer Versachlichung des Coronadiskurses auf. Schlott schreibt für alle großen deutschen Tages- und Wochenzeitungen und kommentiert regelmäßig im Deutschlandfunk Kultur. Im Februar 2022 veröffentlichte er bei Spiegel Online einen Zehn-Punkte-Plan für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

16 Uhr

Konzert mit Jörg Seidel (Gitarre), André Krengel (Gitarre) und Thomas Prokein (Geige)

Der Bremerhavener Gitarrist und Sänger Jörg Seidel ist seit mehr als 30 Jahren unermüdlich in Sachen Swing unterwegs und gilt seit vielen Jahren als feste Größe dieses Genres. Der von der Musik Django Reinhardts geprägte und von den großen amerikanischern Jazzgitarristen beeinflusste Musiker nahm bereits 1995 seine erste, von der Presse hochgelobte CD auf, 28 weitere folgten seitdem. Seidel arbeitete 16 Jahre lang mit dem bekannten Entertainer Bill Ramsey und tourt seit 2007 mit dem renommierten Schauspieler und Sänger Ron Williams. Große Aufmerksamkeit erhielten zwei Jazz-Hommages an Udo Jürgens 2015 und 2019. Zwei seiner CDs wurden für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert: 2019 Happy Birthday, Mr. Cole und 2023 My favourite Strings.
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Der vielseitige Gitarrenvirtuose und Komponist André Krengel lässt sich stilistisch in keine Schublade pressen. Sein Stil verbindet kulturübergreifend Stimmungen aus Latin, Gypsy Jazz, Flamenco, Jazz, Blues und Pop. Seidel arbeitete mit Rod Stewart, Monika Green (ex Supremes) und etlichen deutschen Popsängern. Auf seinem letzten Album Beneath the Words haben 30 Musiker aus aller Welt mitgewirkt, darunter die Basslegende Carles Benavent (spielte mit Miles Davis, Quincy Jones, Paco de Lucia, Chick Corea), Domingo Patricio und der Iraker Beshar Al Azzawi. Seit Februar 2019 ist André Krengel Gastdozent an der Rabindra Bharati University im indischen Kolkata, dem einzigen Musik-Konservatorium auf dem Subkontinent, das sowohl traditionelle indische Musik, als auch westliche Klassik und Jazz unterrichtet. Wegen seiner Virtuosität und seinem Gefühl für Dynamik und leise Töne beschrieb ihn die Presse als Gitarrenhexer.
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Thomas Prokein, geboren 1963, ist ein national und international gefragter Violinist. Er war bei etlichen Orchestern in Mitteldeutschland engagiert und gab Improvisationskurse bei Modern String Quartet (München), Helmut Lipsky (Kanada) und Didier Lockwood (Frankreich). Seit 1988 ist er ausschließlich freiberuflich tätig, in den Bereichen Jazz, Improvisation, Studio- und Theatermusik. Prokein spielte mit Ilona Schlott, dem Vielharmonie Orchestra und dem LeipJAZZig- Orkester sowie an der Oper Leipzig, im Deutschen Theater Berlin und im Theater am Rand. Er unterrichtet Jazz-Violine an der Leipziger Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy.
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17 Uhr

Vom Untertan zum Souverän
Wie wir als Bürger wieder in die Eigenverantwortung kommen
Philine Conrad spricht mit Raymond Unger

Raymond Unger ist bildender Künstler und Autor. Ende März 2023 erscheint sein neues Buch Die Heldenreise des Bürgers. Vom Untertan zum Souverän. Raymond Unger ist bekannt für klare Formulierungen und eine Direktheit in der Sprache. So ist auch sein neues Buch beschrieben: „Spätestens im Rahmen der Coronakrise mutierten große Teile der Gesellschaft zu unmündigen Kindern, denen gesagt werden muss, was zu tun ist.” Raymond Unger wagt den Versuch, den „Wandel vom infantilen Untertan zum mündigen Bürger“ zu beschreiben. Wie und ob das möglich ist, und in welcher Weise diese Betrachtung zutreffend ist, darüber wird die Schauspielerin und Schriftstellerin Philine Conrad mit ihm sprechen. Darüber hinaus über seine Aktivitäten als Maler und die Kunst und die Malerei im Allgemeinen als Ausdrucksmöglichkeit herausfordernder Prozesse und Medium zum Lösen von inneren Konflikten in Bezug auf große Fragen. Welche Rolle spielt die Kunst in Krisenzeiten einer Gesellschaft und welche Gefahr besteht für eine Gemeinschaft, wenn die Kunst – wie zwischen den Jahren 2020 und 2022 in Deutschland geschehen – einfach abgestellt wird?
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18 Uhr

THREEatONCE – Das Minifestival

Die drei Poeten Alexa Rodrian, Lüül & Jens Fischer Rodrian treffen sich zu einem Triplekonzert. Sie stellen sowohl Auszüge ihrer neuen Solo-Alben wie auch Songs des gemeinsamen Projektes Protestnoten vor. Alle drei sind Autor:innen der Aktion Friedensnoten. Sie musizieren getrennt und gemeinsam. Am Ende des Abends dürfen Sie sich auf das JFR Trio – featuring Rob Cummings (Drums) und Fabian Mallmann (Bass) freuen.

Alexa Rodrian ist Sängerin, Songwriterin, Lyrikerin und freie Autorin. Die zweisprachige Künstlerin ist nach langjährigem Aufenthalt in New York (Master of Music an der Manhattan School of Music) 2004 in Berlin gelandet. 2020 erschien ihr 5. Soloalbum One Hour To Midnight mit Texten und Kompositionen aus eigener Feder, eine Platte aus einer starken femininen Position. Das Werk konnte leider auf Grund der Einschränkungen kaum live präsentiert werden, zudem Alexa Rodrian nicht bereit war, unter 2G-Bedingungen zu spielen. Derzeit schreibt sie an Ihrem zweisprachigen Lyrikband Hexenstunde. Seit Ende 2020 schreibt sie Songs und Essays, die sich kritisch mit den Maßnahmen der Regierung auseinandersetzen. Rodrian ist ein gern gesehener Gast in Talk Shows wie Fair Talk oder Nacktes Niveau, in denen sie sich gegen die Spaltung der Gesellschaft und für die freie Kulturszene einsetzt. Sie hat an den Aktionen #friedensnoten und #allesaufdentisch teilgenommen.
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Jens Fischer Rodrian ist Musiker, Lyriker, freier Publizist und Bürgerrechtsaktivist. Seit vielen Jahren arbeitet er als Kreativdirektor und Musiker für die Blue Man Group, produziert Alben für Konstantin Wecker und Katja Riemann, er schrieb Filmmusiken für zahlreiche preisgekrönte Dokumentationen und Kurzfilme. Rodrian ist Autor des Gedichtbandes Sich kurz fassen – ach. Seit 2017 ist er mit seinem Slam-Poetry-Konzertabend auf Tournee. Er veröffentlicht er widerständische Songs, Essays und Interviews auf Rubikon, Kaiser TV, Radio München, Club der klaren Worte, Apolut und anderen Kanälen und begleitet die Demokratiebewegung auch auf Demonstrationen, unter anderem mit der BasisBandBerlin. Im März 2022 erschien sein Buch Die Armada der Irren, in dem er widerständischen Künstler:innenn eine Stimme gibt. 2022 rief er er zusammen mit Marcus Klöckner die Aktion #friedensnoten ins Leben.
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Lüül ist Berliner Sänger, Liedermacher und Musiker (bürgerlich Lutz Graf-Ulbrich), der als Gitarrist bei den Krautrockbands Agitation Free und Ash Ra Tempel, und der Velvet Underground-Sängerin Nico tätig war. Er schrieb den Neue-Deutsche-Welle-Hit „Morgens in der U-Bahn“, gründete das Rock-theater Reineke Fuchs und ist seit Anfang an bei der Global Pop Band 17 Hippies. Dazu veröffentlicht er seit den 80er Jahren regelmäßig Solo-CDs. Nachzulesen in Lüül’s Autobiografie und ich folge meiner Spur. Über seine Zeit mit Nico erschien 2016 sein Buch Nico – Im Schatten der Mondgöttin. 2021 initiierte Lüül die BasisBandBerlin, mit der er auf Flashmobs auftritt.
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Philine Conrad ist Schauspielerin, Schriftstellerin und Malerin. Nach Abschluss ihres Studiums zu Geheimdiensten, Whistleblowern und Wikileaks zieht sie 2012 nach Berlin, spielt am Maxim Gorki Theater, am Hebbel am Ufer und im Heimathafen Neukölln. 2014 beginnt sie mit dem Schreiben und eine Schauspielausbildung, die sie 2016 abschließt. Seit 2017 schreibt sie Theaterstücke, Hörspiele und Drehbücher und für verschiedene Magazine. Von 2015 bis 2018 spielt sie an verschiedenen Theatern in Köln und Berlin, ihr Stück Lulla-Bye for a Mother gewinnt 2019 den Literaturpreis Nordost und 2020 wird ihr Hörspiel Das Geschenk vom WDR produziert. 2021 gründet Philine Conrad die Künstlerinitiative Kunst ist Leben und produziert 2022 das Hörspiel Geistige Gefangenschaft. Seit Mai 2022 moderiert sie die Reihe Freies Wort – Freie Musik, ein gemeinsames Projekt mit Tobias Morgenstern am Theater am Rand.
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Die Veranstaltung ist Teil des Festivals Kunst ist Leben, organisiert von Philine Conrad und Tobias Morgenstern.

>>> Mit unserem Festivalpass für 80 Euro können Sie alle Veranstaltungen des Festivals Kunst ist Leben am Wochenende 31.3.–2.4. besuchen. Der Pass ist am Einlass bzw. am Buchstand erhältlich. Bitte reservieren Sie in jedem Fall Plätze für die einzelnen Veranstaltungen.

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